Die Arbeiten des Schweizer Künstlers Pascal Schwaighofer (*1976, Locarno) wirken vertraut und fremd zugleich. Eingebunden in ein Netz aus Bezügen, die sich den Installationen und Objekten einprägen und ihre Erscheinungsweise gleichsam von innen heraus bestimmen, ist das Prozesshafte das bestimmende Moment des künstlerischen Selbstverständnisses. Es ist die künstlerische Geste, die den Prozess auslöst, der – vom Künstler angestoßen – den Gesetzmäßigkeiten der gewählten Materialen überlassen wird. Die konzeptuelle Dimension wird in ein Verfahren eingebunden, das das Handwerk – für deren Bearbeitung Schwaighofer
unter anderem auf alte künstlerische Techniken zurückgreift – nicht geringschätzt, sondern im Gegenteil reflektiert, weiterdenkt und erneuert.

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In seiner ersten Einzelausstellung bei Barbara Seiler präsentiert Schwaighofer Arbeiten, die sich einerseits thematisch und motivisch mit der Geschichte der sogenannten Tulpenmanie in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts auseinandersetzt, die als erste relativ gut dokumentierte Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte angesehen und metaphorisch auf die Charakterisierung irrationaler und riskanter Finanzentwicklungen verweist. Andererseits beschäftigt sich die Ausstellung mit der traditionellen Maltechnik Ebru, die vor rund 3000 Jahren erstmals in China und Japan in Erscheinung trat und sich im 17. Jahrhundert in der Türkei weiterentwickelte, indem anhand einer spezifischen Abfolge von Arbeitsschritten Blumenmotive, unter anderen Tulpen, gefertigt wurden.

Der Titel der Ausstellung, Economimesis, steht in Referenz zu Jaques Derridas gleichnamigem Text (1975), in dem in Bezug auf Kants „Kritik der Urteilskraft“ die Tulpenblume als ästhetisches Paradigma für die reine Schönheit – in Abgrenzung zur Nützlichkeit eines Objekts – etabliert und ein systematischer Link zwischen Mimesis und oikonomia erarbeitet wird. Mit dem titelgebenden Begriff markiert Derrida, dass mimetische Prozesse nicht von politisch-ökonomischen Strukturen und Entwicklungen getrennt werden können. Mimesis bedeutet demnach nicht nur Nachahmung oder Reproduktion, sondern umfasst mithin auch die Nachahmung von Prozessen und sogar deren Produktion. Die Tulpenmanie bündelt als oszillierendes Moment die exzessive Reproduktion von Tulpen als mimetischer Prozess mit der Formation und dem Zusammenbruchs des monetären Werts von Schönheit.